Südwest Presse / April 2019 / von Otfried Käppeler

Extreme Verwertung von Material

Helga Dangel, Sonja Acri und Emil Kräß zeigen in der Galerie auf der Insel in Tahlfingen ihre Werke

"Nix verkomma lassa" nennen Helga Dangel, Sonja Acri und Emil Kräß ihre Ausstellung in der Galerie auf der Insel in Thalfingen. Damit das jeder versteht, folgt: "Materialverwertung extrem, vom Steinblock zum Steinmehl." Das Material hat sich zuletzt enorm erweitert, oft stammt es aus alltäglichen Zusammenhängen. Bei Acri, Dangel und Kräß kommt es aus dem Berufsleben. Kräß ist Steinmetz in der Münsterbauhütte, seine Kugellager, Bohrer oder Spiralen stammen zum Teil aus ausgemusterten Grabsteinen. Beim Behauen und Schleifen des Steins fallen Splitter und Steinmehl ab.

Die wiederum verwendet Acri für ihre materialbetonten, meist streng komponierten Bilder, wozu noch Pigmente und Rost kommen. Steinsplitter vom Schiefer und Marmor oder auch Bohrkerne nimmt Dangel für ihre Mosaike. Zudem verwendet sie farbige Glassplitter, die sie von Glashütten erhält, die dafür keine Verwendung mehr haben.

DWo das ambitionierte Kunsthandwerk aufhört und in autonome Kunst übergeht, ist eine ewig diskutierte Frage. Bei Kräß' Skulpturen und Dangels Mosaiken jedenfalls dominiert das Kunsthandwerk. Dabei scheint Kräß von maschinellen Elementen wie Kugel- und Walzenlager oder Steinbohrer fasziniert zu sein, die er akkurat in Stein umsetzt. Wenn der wie eine Stele in die Höhe ragende Steinbohrer oder eine Spiralfeder Bruchstellen aufweisen, wird das Real-Funktionale gebrochen.

Dangels Mosaike wirken ganz aus dem Material heraus wenn kristallartige, rote Glassplitter mit stumpfem Schiefer und Gold kombiniert werden. Meist kleinteilig zusammengesetzt, entstehen bewegte und farbintensive Kompositionen.

Abstrakt malt Acri. Ihre flächig-strengen Kompositionen, die meist nur aus wenigen rechteckigen bestehen, lösen sich vom alltäglichen Bezug. Material wie Formen sind autonom.

Bis 22. April, Do-So, 16-18 Uhr

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