Neu-Ulmer Zeitung/ 23.09.2011 / von Florian L. Arnold

Erinnerung an die Hochzeit des Expressionismus Ölgemälde von Karl-Heinz Buri in der Thalfinger "Galerie auf der Insel"

Thalfingen Für den „Insel“-Galeristen Manfred Bittner ist der Fall Karl Heinz Buri völlig klar: „Wir haben hier einen der letzten echten expressionistischen Maler. Er knüpft an die Hochzeit des Expressionismus an, als wäre er in dieser Zeit geboren!“ Der Maler aus Ochsenhausen, der in der Thalfinger Galerie schon einmal mit Landschaftsgemälden zu Gast war, zeigt aktuell Ölgemälde „Meist mit Menschen“. Und in der Tat entdeckt man hier einen Maler, der auf den Spuren des Expressionismus zu wandeln versteht.

Ein Spätberufener lebt von der Perspektive

Mitunter geht mit dem Maler auch die Fabulierfreude durch und er komponiert seinen Bildern farbige Irrwische hinein, Fabelwesen, Zwitterwesen, die den nächtlichen Fantasien eines George Grosz entsprungen sein könnten. Anders als die Expressionisten ist Buri aber nicht an ein bestimmtes Milieu oder eine spezielle Zeitempfindung angebunden. Seine Bilder schweben im Vergangenen, seine fröhlich in einer mondhellen Nacht beisammensitzenden Jugendlichen entstammen nicht unserer Zeit. Buri lässt an den Maler Otto Scheinhammer denken, den die Sehnsucht nach einem fernen Arkadien an die Staffelei trieb. Es sind oftmals idealisierte Landschaften, in die Buri seine Protagonisten stellt; Buri erweist sich in seinen Gemälden in der Thalfinger Ausstellung somit als veritabler Nostalgiker. Auch das gilt es zu verstehen – Ausstellung und Künstler deutlich zu machen: Kunst muss nicht zwangläufig auf die Gegenwart oder die Zukunft deuten, muss nicht politisch und auf „Ai Wei Wei“ eingenordet sein.

Das Beschreiten der Vergangenheit ist zwar leichter als die Eroberung von Neuland, aber Buris „frohes und unbekümmertes Fortschreiben des Expressionismus“ (Bittner) versteht in seinen besten Momenten durchaus zu fesseln – als schön gemaltes Zeitfenster in eine vergangene Epoche der Kunst.

Intuitiv erfasst Karl-Heinz Burri seine Motive vor Ort mit der Bleistiftskizze. Im Atelier folgen die Überarbeitungen mittels farblasierenden Konturen, dann die gestischen Farbflächen. "Geniale Einfälle, aber ein Zauderer im Ringen um die Form", sagt Galerist und Eröffnungsredner Manfred Bittner mit Blick auf die oft hinziehende Arbeits-Phase bis hin zum fertigen Bild. Innere und äußere Seelenzustände sind's, die den Betrachter mit unverkennbaren Stärken in den fliegenden Abstrahierungen bis ins Detail packen.

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