Neu-Ulmer Zeitung / 29.03.2025 / von Dagmar Hub

Kunst aus Mooreiche

Die Galerie auf der Insel zeigt besondere Werke

Thalfingen Das tiefe Braun von jahr- tausendealten Mooreichen. Das Türkis, das Meer und Himmel an manchen Tagen tragen. Der warme Ton von Gold und Bernstein: Mehr Farben braucht es bei der neuen Ausstellung „Begegnung mit dem Rohling“ von Joachim Schreijäg in der Thalfinger Galerie auf der Insel nicht.

Skulpturen und plastische Objekte sind zu sehen, die der in Bühl lebende Joachim Schreijäg vor al- lem aus Mooreiche schuf – aus Holz von Bäumen, die nach dendrochronologischer Auswertung um 1776 vor Christi Geburt im Moor umfielen. Ihnen haucht Schreijäg neues Leben ein. Aus dem Holz entstehen bei ihm archaische Figuren, die den mysteriösen Steinstatuen auf den Osterinseln ähneln, oder auch das Werk „Barke im Zeitenstrom“, das an die im Federsee und im Bodensee gefundenen Einbäume aus der Stein- zeit und der Bronzezeit erinnert oder ein Werk, das wie ein handge schriebenes Buch aussieht. Neben Holz – vereinzelt auch Rinde von Erle und Eiche – verwendet Joachim Schreijäg türkisfarben eingefärbtes Pergament aus Hirschleder, das zu Segeln, See oder Himmel wird, und veredelt seine Arbeiten mit dem ewigen Material Gold (in Form von Blattgold) und mit uraltem Bernstein.

Der Künstler Joachim Schreijäg wurde 1950 im Schwarzwald geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen mit wenig Spielzeug auf, was er heute als einen Faktor für Fantasie und Kreativität sieht. Er erfuhr im Internat intensive musikalische und handwerkliche Förderung, studierte Pädagogik und arbeitete bei verschiedenen Trägern im Sozialbereich, ehe er sich mit einer eigenen Psychotherapie-Praxis selbständig machte. Schreijäg ist Autodidakt. Seit 2010 trat für ihn der ausgeübte Beruf in den Hintergrund und er wendete sich mehr und mehr der Kunst zu, die zuvor nur Ergänzung seiner Arbeit gewesen war. Die in der Galerie auf der Insel zu sehenden Arbeiten sind in den vergangenen vier bis fünf Jahren entstanden.

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