Neu-Ulmer Zeitung / 11.05.2011 / von Florian L. Arnold

Maschinen ganz menschlich

Mark Klawikowskis Roboterträume in der Insel-Galerie

Thalfingen Was machen eigentlich junge Künstler in unserer Region? So genau weiß das niemand. Die üblichen Ausstellungsplattformen bieten ihnen selten eine Heimat. Einen dieser seltenen Blicke auf junge Kunst wagt der stets abenteuerlustige „Insel“-Galerist Manfred Bittner mit seiner neuen Ausstellung. Er bietet dem aus Thalfingen stammenden Allrounder Mark Klawikowski – Tausendsassa zwischen Comic, Pop-Art, Trash-Art, Anime und Graffiti, Puppenbau und -spiel – durch die Ausstellung „Der heimgekehrte Sohn“ eine Möglichkeit, seine Arbeit vorzustellen.

Klawikowski sog die Faszination an Puppen und bewegten Figuren quasi mit der Muttermilch ein: Seine Mutter Christine war der Kopf hinter dem Puppentheater „Schlabbergosch“, das nun von ihm fortgeführt wird. In der „Galerie auf der Insel“ gibt der junge Künstler, dessen Puppentrickfilm „Die Schneiderlinge von Ulm“ das diesjährige Berblinger-Festival schmückt, mit seiner Kunst rotzfreche, hochamüsante und mitunter hochironische Statements ab.

„Pop Art ist optimistisch, generös und naiv“ sagte Robert Indiana über die Strömung, von der Klawikowskis Stil klar beeinflusst ist. So wie Andy Warhol Coca-Cola-Flaschen und Campbell-Suppendosen zur Kunst erhob, werden bei Klawikowski aus einem alten Gameboy oder einer ausgemusterten Glühbirne über einem aus Holzlatten gefertigten Körper Sinnbilder für den „homo mechanikus“. Der altmodische Roboter, der als technische Horrorfigur früher Comics polterte, wird von dem jungen Ulmer Künstler ebenso zum Leben erweckt wie der Cyborg, das Mensch-Maschine-Mischwesen. Klawikowskis Roboter aber haben etwas Heiteres. Manchmal dürfen sie es ausleben – etwa die „Komplimentierbots“, zwei putzige Kleinroboter, die sich mit Höflichkeitsfloskeln umgarnen oder ein monströs-schwarzer Cyborg, aus dessen Rücken ein poetisches Gebilde künstlicher Vögel wuchert.

Jedem Geschöpf wird mit Respekt begegnet.

Randvolle Skizzenbücher flankieren die Ausstellungsobjekte, zeigen einen vor Fantasie und Gestaltungswillen schier berstenden Künstler. Mag das bunte Panoptikum von roboterhaften Charakteren den konservativen Kunstbetrachter auch irritieren – es ist eine von regelrecht humanistischem Gedankengut durchzogene Kunst, die zu fesseln versteht. Jedem Geschöpf, und sei es noch so eigenartig, wird im Klawikowski-Universum mit Respekt begegnet. Damit bewegt sich der Künstler, dessen Rohmaterial ausgedienter Zivilisationsmüll ist, auf einer Linie mit Isaac Asimov, der schon in seinem Roman „I Robot“ die Frage stellte, ab wann einer künstlichen Intelligenz „Menschenrechte“ zuzugestehen sind.

Neben diesen Gedanken aber ist es vor allem der Humor der Gestalten und das fabelhafte Fantasieren, das diese Schau eines jungen Künstlers aus der Region so sehenswert macht.

Ausstellung „Der heimgekehrte Sohn“ in der Thalfinger „Galerie auf der Insel“ bis 12. Juni. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag 16 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.

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Südwest Presse / 13.05.2011 / von Ottfried Käppler

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Verspielte Figuren

Dinge, die vorher schon in Gebrauch waren und somit ein eigenes Leben mitbringen, interessieren den Künstler und Puppenspieler Mark Klawikowski besonders. Entsprechend bestehen seine Bilder, Objekte und Figuren, die jetzt in der Thalfinger Galerie auf der Insel zu sehen sind, aus Birnenfassungen, Holzkisten, Schaumstoff, alten Brillen oder Skateboards. Die Arbeiten sind im Wortsinn verspielt, denn einige der Figuren bewegen sich und sind schon in seinem Film "Die Schneiderlinge von Ulm" aufgetreten. Der 1981 in Ulm geborene Künstler hat ein sehr unverkrampftes Verhältnis zur Kunst und sprengt mit seinen Arbeiten alle Grenzen, wobei er nicht der Erste ist, der mit Fundstücken Figuren, sprich Plastiken macht. Allerdings gibt das gewollt Provisorische in Verbindung mit dem Theatralischen manchem seiner Werke eine eigene Note (bis 12. Juni in der Galerie auf der Insel, Thalfingen, Ulmer Straße 6: Do-So 16-18 Uhr).

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