Südwest Presse (Nr.232) / 07.10.2005 / von Otfried Käppeler

Ausstellungen / Rundgang durch die Galerien der Region

Aus der dokumentarischen Pflicht wird die Kür 

Landeskundliche Fotos, Malerei nach Songs von Musikern wie Ray Charles, John Lee Hooker oder Ibrahim Ferrer und "skurreale Bilder" sind die Themen unseres Rundganges, der diesmal durch Galerien im Donautal, in Ulm und in Thalfingen führt. 

"Skurreale Bilder" von Florian L. Arnold und Paolo Calleri sind in der Galerie auf der Insel (Thalfingen, Ulmer Straße 6) zu sehen. Florian L. Arnold entwickelt in seinen kleinformatigen Blättern ein Figurenrepertoire, das zum Beispiel den Körper eines Landvermessers aus einer Muschel, einem dünnen Arm, drei in Rädern endenden Beinen sowie einem spitznasigen Gesicht mit einer ebenso spitz auslaufenden (Narren?)-Kappe enden lässt. Diese Darstellungen sind nicht witzig, sondern tief komisch und spüren der Melancholie nach, die der Urboden einer jeden Traumwelt ist. Vornehmlich Porträts zeigt Paolo Calleri in Thalfingen. Seine Köpfe und Körper sind mit flottem Strich gezeichnet, zeugen von einer sicheren Technik, die aber kaum etwas Eigenes entstehen lässt. Hier scheint es mehr um das Zelebrieren einer Darstellung als um deren Gehalt zu gehen, und die Technik wird keinesfalls bis an den Rand ihrer Möglichkeiten getrieben. Bis 23. Oktober: So-Sa 16-18 Uhr, So 15-19 Uhr. 

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Neu-Ulmer Zeitung (Nr.0) / 16.09.2005 / von Roland Mayer

Zwei Zeichner mit spitzer Feder In Thalfingens Insel-Galerie

Zwei Zeichner sind in der Thalfinger Galerie auf der Insel nicht zum Wettstreit angetreten. Vielmehr stellen sie in schöner Eintracht ihre bemerkenswerte Begabung, die auch stilistische Unterschiede offenlegt, unter dieser Doppelausstellung im kleinen, aber malerischen Thalfinger Ausstellungsstadel, der im bewussten Wortspiel bereits auf Inhalte verweist.

Da mischt sich, bei beiden, Skurriles mit surrealen Elementen. Beim in Oberelchingen wohnhaften Florian L. Arnold entfaltet sich die spitze Feder mit analytischer Akribie. Die Charakterköpfe seines Ulmer Kollegen Paolo Calleri beeindrucken demgegenüber auch in der anatomischen Verfremdung eher im expressiven Schwung aus dem Bauch heraus. "Eine intensive Auseinandersetzung mit zwei Zeichnern, die sich lohnt", machte Galerist Manfred Bittner seinem Publikum die Thalfinger Herbsausstellung auch mit Blick auf die 5. Kulturnacht Ulm/Neu-Ulm am Samstag schmackhaft, in deren Reigen die Insel-Galerie in der Ulmer Straße 6., ab 18 Uhr, erstmals eingereiht ist. Arnold und Calleri, beide Jahrgang 1977, bilden in ihrem Studium (Kunstpädagogik und Volkskunde in Augsburg) die, wie sie sagen "Karikaturistenecke". Beide schöpfen aus der Schatztruhe der Volkssagen vergangener Zeiten. Bei Arnolds Zeichen-Satiren steht kein Räderwerk still, bleibt kein Auge trocken. Calleris Tuschezeichnungen und Mischtechnik-Porträts offerieren expressive Stimmungen, die schon mal mutierende Hirngespinste auf Trab bringen. Bis 23. Oktober - zur Kulturnacht am Samstag singt und liest das Terzett "Teatrino".

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