Neu-Ulmer Zeitung / 17.04.2010 / von Florian L. Arnold

Was uns doch das Herz erzählt

Ulm Wenn ein Galerist Holzskulpturen angeboten bekommt, dann wird er in aller Regel vorsichtig. Zu sehr sei zu befürchten, so der Thalfinger Galerist, Künstler und Dozent Manfred Bittner, dass die Werke eher als Vorgartenzwerg-Ersatz denn als gültiges Kunstwerk zu betrachten sind. Da seien die Arbeiten von Uwe Sauer glücklicherweise aus ganz anderem Holz.

Holz und Stein - das sind die Materialien, mit denen Sauer arbeitet. Das Kontrastmaterial Stein bezieht sich dabei auch materiell auf Holz - indem er frisches und versteinertes Holz einladend aufeinander bezieht.

Er erweist sich dabei als talentierter Entdecker von (Holz-) stücken, die mit relativ geringem Aufwand in ein Kunstwerk verwandelt werden können. Solche die Sinne des Künstlers reizenden „objet trouvée“ werden durch Schnitte, Polierung und Präsentation überhöht. Sauer bewegt sich dabei zwischen Design-Objekt und „Arte povera“, changiert zwischen edlem Deko-Objekt und minimalistischem Naturstoff-Werkstück. Auffallend ist die Affinität der meisten Objekte zum menschlichen Körper, zu Innen- und Außenansichten.

Auf Tuchfühlung mit den Objekten.

Oftmals glaubt man, in den Holzarbeiten Menschliches zu entdecken. Dass der Kunstbetrachter ohnehin dazu neigt, zu „anthropomorphisieren“, also das Menschliche in Dinge hineinzulesen, weiß Sauer zu nutzen. Da erblickt man in einem längs aufgeschnittenen, polierten Olivenholzstamm den anatomischen Einblick in ein Bein, mit der Holzmaserung als Arterien, Muskelfasern und Zellstrukturen. Die meisten Holzstücke folgen diesem vexierbildartigen Effekt. Wenn er einen flachen Stamm rund um ein Astloch sanft glattschmirgelt und poliert, lädt er sein Publikum recht deutlich ein, diese an einen Bauchnabel gemahnende Struktur zu streicheln. So war denn die Vernissage auch von der selten, doch gern gehörten Aufforderung geadelt, die Objekte ruhig anzufassen.

Allenthalben sah man Finger und Hände über die weichen Rundungen der Sauer-Holzobjekte gleiten; Interpretationsansätze wurden ausgetauscht. Der Künstler indes vermied es bescheiden-weise, sich in diese Interpretationen einzuklinken. Das überließ er Manfred Bittner als seinem Vernissageredner, der sowohl sinnige Analogien zur Arte Povera wie auch zum „Ready-Made“ eröffnete und dem Künstler das Talent und den Fleiß für eine weitere Karriere als bildender Künstler prophezeite.

Sauer jedenfalls zeigt sich als Naturliebhaber, der seine Zuneigung zum Naturstoff Holz durchaus raffiniert umzusetzen weiß. Dass er dabei nicht immer die naheliegendste Lösung eingeht, sondern auch mal verspielt-eigensinnigen Pfaden folgt, spricht für den Künstler.

Ausstellung Uwe Sauer: Holzart. Objekte aus Holz und Stein. In der Thalfinger „Galerie auf der Insel“, Donnerstag bis Sonntag. 16 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung bis 23. Mai.

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