Neu-Ulmer Zeitung / 01.02.2011 / von Florian L. Arnold

Zum Hundersten ein Höhenflug mit Pop-Art

Thalfingen - 100 Ausstellungen in 16 Jahren - Manfred Bittner war anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Airmail“ von Hans Werndl in Feierstimmung: „Wer hätte vor 16 Jahren gedacht, dass dieses Ausstellungsprojekt so lange halten würde.“ Als er das marode Haus von der Gemeinde anmietete und entrümpelte, wollte der Künstler und Kunstpädagoge zunächst nur ein Atelier für sich einrichten. Es wurde mehr..

Zur Vernissage mit Acrylmalerei von Hans Werndl aus Erbach war die Thalfinger Galerie wie gewohnt gut besucht, wurde bei einem Glas Wein über Kunst und Kultur räsoniert. Werndl selbst, gelernter Grafiker und Typograf, ist mit seiner von Pop-Art und Werbegrafik inspirierten Kunst auf der Suche nach einem harmonischen Miteinander von Dynamik und Statik. Indem er mal pastos, mal aquarellierend sanft seine gern unabgemischten Farben zu Kompositionen startender und fliegender Flugzeuge aufträgt, zeigt er ein Sinnbild von Freiheit und Lebenslust. Werndl, der selbst Flieger ist, komponiert seine Propellerflugzeuge gern vor monochromem, gelegentlich durch typografische Elemente strukturiertem Hintergrund. Wir sehen einen spielerischen Umgang mit Formen und Materialien, aber losgelöst von der Funktion einer das Sujet umschmeichelnden Genremalerei.

Werndl ist zwar fasziniert vom Flugzeug, doch könnte er, wie er sagt, „auch anderes malen. Wichtig sind Dynamik, Farbe und der Moment“. Dahinter wird etwas anderes sichtbar. Werndl nutzt die Malerei als Spielfeld für das Miteinander von fotorealistischen und abstrakten Techniken; die Gemälde setzen sich oftmals zusammen aus sehr gegenstandsverpflichteten Momenten, denen frei fließende Formen und recht ungezwungen eingesetzter Pinselduktus gegenüberstehen.

Damit findet Werndl immer wieder packende Momente von Bewegungs- oder Farbdynamik. Der Gebrauchsgegenstand wird überhöht und ikonisiert. Seine gefälligen Wandobjekte, die typografisches Handwerk mit Blattgold und der einen oder anderen expressiven Geste kombinieren, überzeugen dagegen kaum. Sie sind ideal als dekorierendes Wandobjekt und mögen als „entspannter“ Gegenpol zu den ambitioniert vorgetragenen Malereien entstehen. Ihre Aussage und Tiefe geht über kunsthandwerkliches Geschick wenig hinaus. Bittner blickte an diesem Abend indes nicht nur in die Vergangenheit von 16 ereignisreichen Galeriejahren. Auch zukünftig will er in Thalfingen Kunst und Künstler vorstellen, die Qualitätsbegriffen genügen. Er denke nicht nur als Galerist und Künstler, sondern stets auch als Pädagoge, betonte Bittner. Als solcher werde er auch weiterhin Ausstellungen umsetzen, die „auf einem guten Niveau spannende Abwechslung bieten und dem Prinzip nachprüfbarer bildnerischer Qualität verpflichtet sind.“ Diese Verlässlichkeit hat sich bewährt - etliche Vernissagegäste kommen, seit es die Galerie auf der Thalfinger „Insel“ gibt.

Ausstellung noch bis 6. März. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag 16 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung.

zurück